Mycobacterium tuberculosis, der Erreger der Tuberkulose, ist nach Angaben der WHO außerhalb von Pandemien der Infektionserreger, an dem weltweit die meisten Menschen sterben. Deutschland ist aber ein Niedriginzidenzland mit einer jährlichen Neuerkrankungsrate von weniger als 10/100.000 Einwohner.

Neben Bakterien aus dem Mycobacterium tuberculosis Komplex können nicht-tuberkulöse Mykobakterien (NTM) Erkrankungen bei Immunsupprimierten und auch Immunkompetenten hervorrufen. Die Anzahl der nachgewiesenen nicht-tuberkulösen Mykobakterien aus Patientenmaterialien ist in den letzten Jahren in Europa angestiegen.

Etwa 5000 Proben werden vom Labor jährlich auf Mykobakterien untersucht. Dazu zählt die mikroskopische Untersuchung des eingeschickten Materials auf säurefeste Stäbchen sowie die kulturelle Anzucht auf Flüssig- und Festmedien. Die Identifizierung erfolgt in erster Linie durch molekulare Methoden mittels Nukleinsäurehybridisierungs-Assays. Eine Resistenzbestimmung wird für Spezies aus dem M. tuberculosis Komplex sowie für ausgewählte nicht-tuberkulöse Mykobakterienspezies durchgeführt. Bei mikroskopisch positiven Proben mit Nachweis säurefester Stäbchen sowie bei klinischem Verdacht auf eine Tuberkulose wird aus Direktmaterial eine PCR zum Nachweis von M. tuberculosis Komplex-DNA durchgeführt. Dabei wird gleichzeitig auch das Vorliegen einer Rifampicinresistenz untersucht. Auch ein molekularbiologischer Nachweis und die Identifizierung der wichtigsten klinisch relevanten NTM-Spezies aus Direktmaterial ist möglich. 

Klinische Indikation zur Untersuchung auf Mykobakterien:
Verdacht auf Tuberkulose oder nicht-tuberkulöse Mykobakteriose

Methoden:
Mikroskopie (Auraminfärbung, Ziehl-Neelsen Färbung), Kulturverfahren (Flüssig- und Festmedien), molekulargenetische Verfahren (Line-Probe Assays, GeneXpert)

Probenmaterial/Abnahmehinweise:
Bei Verdacht auf eine Tuberkulose oder nicht-tuberkulöse Mykobakteriose sollten für eine optimale Mykobakteriendiagnostik bei unkomplizierter Materialgewinnung immer drei zu unterschiedlichen Zeitpunkten abgenommene Materialien untersucht werden. Nach den mikrobiologischen-infektiologischen Qualitätsstandards (MIQ) sind anzustreben:

Sputum, Bronchialsekret:Volumen: möglichst 2-10 ml, kein Sammelsputum
BAL:Volumen möglichst 20-30 ml
Gewebe, Biopsien:So viel Untersuchungsmaterial wie möglich ohne Zusätze (wie z.B. Formalin), wegen Gefahr der Austrocknung eine kleine Menge  sterile physiologische Kochsalzlösung zusetzen
Magennüchternsekret /-SpülwasserVolumen 2-5 ml bei Magennüchternsekret, 20-30 ml bei
Magenspülwasser Wichtig: Die Proben müssen mit Phosphatpuffer neutralisiert sein
Urin:mindestens 30 ml unter Vermeidung mikrobieller Verunreinigung in sterilem Gefäß auffangen, Vorzugsweise Morgenurin nach Einschränkung der Flüssigkeitszufuhr am Vorabend
Blut:5-10 ml Heparinblut
Liquor:möglichst 5 ml
Körperflüssigkeiten: (Punktionen, Aspirate)möglichst 30-50 ml
Stuhl:etwa kirschgrosse Stuhlportion
Tupferabstriche:sind in der Regel nicht geeignet, alternative Probenentnahmen (z.B. Biopsien oder aspiriertes Material ist vorzuziehen)

Ansprechpartner

PD Dr. med.
Jan Kehrmann

Oberarzt

Dr. med.
Jan Dziobaka

Facharzt